HomeInhaltEin Tumor am BeinIm Frühsommer 1993 bekam meine Bobtailhündin Nicky Probleme mit ihrem linken hinteren Sprunggelenk. Dort hatte sich ein ganz häßlicher Tumor gebildet, der eine Operation mit anschließender Hauttransplantation erforderlich machte. Zunächst aber mußte die Entzündung abklingen, so daß wir jeden zweiten oder dritten Tag zum Tierarzt gingen. Nicky hat dabei tapfer alles mitgemacht, obwohl ihr Bein wehgetan haben muß.Als dann die Wunde immer schlimmer wurde und die Haut regelrecht zerstörte, mußte sie in der Tierklinik in Steinbergkirche operiert werden. Die dann folgende Transplantation fand eine Woche später statt: 28 kleine Hautstückchen wurden aus dem rechten hinteren Oberschenkel herausgestanzt und dann verpflanzt. Nach insgesamt 2 1/2 Wochen konnte ich meinen Liebling
wieder nach Hause holen. Der Verband mußte dann alle 1 bis 2 Tage
gewechselt werden, da die Wunde blutete und Flüssigkeit absonderte.
Ich habe Nicky immer einen Zusatzverband anlegen müssen, da sie gern
ein sauberes Bein haben wollte. Sie war eine absolute Musterpatientin und
ließ jede Prozedur über sich ergehen, ohne sich jemals "zu beklagen".
Zwischen Hoffen und BangenAnfangs machte die Heilung sehr gute Fortschritte, denn die Haut bildete sich langsam aber sicher von den Rändern her und um die kleinen Hautinseln herum. Dann aber wucherte das Fleisch wieder und mußte mit Lotagenkonzentrat kurzgehalten werden. Wir mußten dann jeden Tag nach Steinbergkirche in die Tierklinik fahren, um die Wunde versorgen zu lassen. Die Tierärzte und Pflegerinnen haben Nicky mit sehr viel Liebe und Einsatz behandelt. Und Nicky war immer fröhlich dabei! Sie brauchte auch nur ganz kurze Zeit die "Tüte" um den Kopf zu tragen, damit sie nicht an die Wunde herankam. Sie war so artig, daß sie ihren Verband nicht "anknabberte".Da die Tierärzte in der Klinik im wöchentlichen Rhythmus wechselten, ergaben sich wegen der unterschiedlichen, wenn auch immer behutsamen und liebevollen Behandlung einige Probleme. Nickys Tumor bildete sich erneut und blutete und blutete ... ! Sie verlor so entsetzlich viel Blut, daß sie mehrmals in der Klinik bleiben mußte, um versorgt zu werden. Es schien nun gar keine Rettung mehr zu geben. Sie lag da, ganz klein und fast blutleer. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann wir sie würden einschläfern müssen. Das war eine entsetzliche Zeit. Ich habe Nicky jeden Tag besucht und ihr zusätzlich hochwertiges Futter gebracht. Sie erhielt dann auch Stärkungsmittel, z.B. Eisen. Die "Wahl": Amputation oder TodDann aber gab es nur noch die Wahl zwischen Töten und Amputation! Am Anfang hatte ich mich gegen eine Amputation des Beines gesträubt, nun aber stellte sich heraus, daß Nicky unbedingt leben wollte. Als sie sich eines Abends ihren Verband "aufgefetzt" hatte, mußte ich abends noch zu unserem "Haustierarzt" in die Praxis. Als der das Bein sah, war sein Kommentar: "Das Bein muß weg." Er meinte, daß sich der Hund schon daran gewöhnen werde. Da Nicky so unendlich um ihr Leben kämpfte und so vital war, trotz der schlimmen Wunde, entschlossen wir uns, das Bein amputieren zu lassen. - Im Nachhinein denke ich, daß dieser Entschluß hätte viel früher gefaßt werden müssen.-Ich brachte Nicky am Sonntagmorgen in die Klinik, wo das
Tierarzt-Ehepaar und eine der beiden unendlich netten Helferinnen
dann die Operation durchführten.
Gesund und munter auf drei BeinenSonst aber ist Nicky gesund und munter, nur daß sie eben nur noch 3 Beine hat. Die Treppen kann sie gut hinunterlaufen, auch ohne "Unterstützung", aber sicherheitshalber halte ich sie an der Leine und stütze ihren Körper mit einem Handtuch unter dem Bauch. Auf dem Rückweg wird es dann allerdings schwieriger, da wir immerhin ca 50 Stufen "hochklettern" müssen. Da machen wir dann mal Pause, und Nicky legt sich einen Augenblick hin und wartet geduldig auf mich. Ich bringe z.B. inzwischen meinen Müll hinunter oder meine Einkäufe hinauf. Dann hole ich sie ab.Sie ist so artig und geduldig und ausgeglichen und fröhlich, daß ich sicher weiß, daß die Entscheidung für die Amputation und das Leben richtig war. Sie genießt ihr Leben und hat auch keinerlei Schmerzen und kaum Probleme mit dem fehlenden Bein, da die Operation sehr sorgfältig gemacht wurde. Damit keine Phantomschmerzen auftreten können, wurden die Hauptnerven auf eine spezielle Art aufgerollt. "Fitness-Training"Schade, daß Nicky keine Rute hat! Sie könnte sonst sicher noch besser das Gleichgewicht halten. Aber wenn sie so voller Begeisterung durch den Schnee hüpft und tollt, kann es schon mal vorkommen, daß sie umkippt. Das macht ihr aber nicht so viel aus. Sie steht dann wieder auf und macht weiter. Am liebsten fährt sie mit dem Auto in Richtung Wiese und geht dann dort spazieren, weil sie auch manchmal ihre Hundefreunde trifft. Dann ist sie immer restlos begeistert. Ich helfe ihr mit dem Duschtuch unter dem Bauch, kann sie aber immer öfter frei laufen lassen.Sie soll sich jedoch nicht überanstrengen, da die rechte Hüfte zwar in Ordnung ist, wenn auch nicht optimal. Ich muß nun aufpassen, daß sie nicht zu dick wird, denn sie ist ein kleiner "Freßsack". Und wir müssen trainieren. Mit kleinen Pausen schafft sie schon fast einen Kilometer beim Gassigehen. Wenn sie nicht mehr kann, setzt sie sich einen Augenblick hin und ruht sich aus. Gute AussichtenSo kommen wir bestens zurecht. Auch unser Tagesablauf normalisiert sich. Als wir jeden Tag nach Steinbergkirche fahren mußten, benötigte ich insgesamt ca 6 Stunden täglich für Nicky.Ich bin so glücklich, daß es Nicky so gut geht!!!!! Sie hat immerhin eine gute Chance, wenn auch niemand eine Garantie geben kann, daß der Krebs nun wirklich besiegt ist. Auf jeden Fall suche ich nicht mehr dauernd ängstlich ihren Körper auf Tumore hin ab. - Kontrolle ja, aber keine Panik! Wir freuen uns über jeden Tag, den uns der liebe
Gott schenkt!
Iris Straßmann
Ein Jahr später:Nickys EndeNun ist über ein Jahr vergangen. Meine geliebte kleine Nicky lebt nicht mehr, denn sie wurde nach Weihnachten 1993 sehr krank.Sie bekam eine schlimme Gebärmutterentzündung, die sie so sehr schwächte, daß der kleine Tumor, der einen Lymphknoten befallen hatte, rasend schnell wuchs. Nickys Lebenswille war aber ungebrochen, so daß die notwendige Operation durchgeführt werden konnte. Leider konnte der Tumor nicht mit entfernt werden. Sie erholte sich langsam, jedoch mußten die Nähte mit einem anderen Material nachgenäht werden . Daraufhin heilte die Wunde. Nicky kam wieder auf die Beine und durfte mit nach Hause. Die äußeren Fäden wurden gezogen, und alles sah recht gut aus. Allerdings absorbierte der Körper die inneren Fäden nicht, sondern stieß sie ab. Dann verschlimmerte sich Nickys Zustand sehr schnell (innerhalb von 2 Tagen), da auch der Tumor wuchs und die Haut sehr straff gespannt war. Nicky und ich sahen uns an und wußten, daß ihre Zeit nun um war. Am nächsten Morgen (3.März 1994) fuhren wir
nach Steinbergkirche in die Tierklinik.
Dann durfte sie ganz ruhig und friedlich einschlafen. - Ein tapferer Hund! Iris Straßmann
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